Sollten Forschende Feedback zu ihrem Vortrag einholen? Ja!

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Du hast gerade deinen Vortrag gehalten und bist eigentlich ganz zufrieden. Du hoffst auf positive Rückmeldungen wie „Great talk“, lächelndes Nicken oder wertschätzendes Händeschütteln. Über eine angeregte Diskussion zu den fachlichen Inhalten deines Vortrages würdest du dich auch freuen – in deinem Fachgebiet kennst du dich ja schließlich aus. Aber holst du dir auch bewusst Feedback ein, um herauszufinden, was bei deinem Publikum tatsächlich angekommen ist? Was mit dem vorgebrachten „Excellent talk“ wirklich gemeint ist? Nur ein höfliches Lob oder ehrliche Begeisterung?

Wahrscheinlich nicht. Die wenigsten bitten um Feedback nach ihrem Vortrag. Mir ging es lange Zeit auch so – und ich bereue im Nachhinein sehr, diese einmalige Chance nach einer Präsentation nicht für mich genutzt zu haben. Um meinen Vortragsstil zu verbessern, um zu lernen, wie ich meine Kernbotschaft noch besser rüberbringe. In einem Jahr habe ich auf zwei Konferenzen dasselbe Thema präsentiert – anderes Publikum, anderes Storytelling. Ich habe viel Arbeit investiert, um die Kernbotschaft herauszustellen, die Folien ansprechend zu gestalten, den Vortrag sprachlich zu optimieren. Aber weiß ich, ob meine Inhalte wirklich so angekommen sind, wie ich es geplant hatte? Nein! Denn beide Male habe ich kein Feedback eingeholt. So kann ich immer noch nicht sagen, welches Storytelling besser war, welche visuelle und sprachliche Darstellungen leichter zu verstehen waren.

Jetzt weiß ich: Kein Feedback einzuholen sind ganz klar verpasste Gelegenheiten! Dabei hinterfragen wir als Wissenschaftler/innen ständig unsere Daten – aber unseren eigenen Präsentationsstil? Zählt Evidenz da plötzlich nicht mehr? Es ist Zeit für eine ehrliche Analyse. Und Zeit, Feedback als das anzuerkennen, was es ist: ein präzises Tool, um die eigene Wirkung zu messen.

Erfahre in diesem Blogartikel, was uns Forscher/innen daran hindert uns wertvolles Feedback einzuholen. Und wie du mit meiner Anleitung diese Hindernisse überwinden und aktiv Feedback einholen kannst – für wirkungsvollere Vorträge.

Warum holen Forschende kein Feedback ein?

Obwohl Feedback helfen könnte, die Wirkung eines Vortrags besser einzuschätzen, wird es selten aktiv eingeholt. Das geht nicht nur uns Wissenschaftler/innen so. Das liegt vor allem an fünf zentralen Hindernissen, auf die ich näher eingehen möchte.

5 Gründe warum sich Forschende kein Feedback einholen

Keine Routine

Oder: Forschende denken einfach nicht daran Feedback einzuholen

Manchmal ist es ganz einfach: Wenn du etwas noch nie gemacht hast und es dir auch nicht vorgelebt wird, dann kommt es dir einfach nicht in den Sinn. In der Wissenschaft zählen vor allem Daten, die mit robusten und reproduzierbaren Experimenten generiert werden. Das kostet viel Zeit und Energie. Aber es bringt uns die Ergebnisse, die wir letztendlich publizieren können, für die wir zitiert werden und auf denen wir unsere wissenschaftliche Reputation aufbauen. Warum sollten wir unsere Forschung in einem Vortrag also anders präsentieren als in einem Fachjournal? Wenn es in unserer Forschungsgruppe oder unserem wissenschaftlichen Kollegenkreis keine gelebte Feedback-Kultur gibt, die uns bereichert und wachsen lässt, wird Feedback nicht zur Routine – und wird somit nicht zu einem selbstverständlichen Teil unseres wissenschaftlichen Alltags.

Fehlende Strategie

Oder: Forschende wissen nicht, wie sie am besten Feedback einholen

Als Wissenschaftler kennen wir das Prinzip: Der Output ist nur so gut wie der Input – „garbage in, garbage out“. Wollen wir konstruktives Feedback zu unserem Vortrag erhalten, sollten wir auch gezielt danach fragen. Sonst hören wir bloß allgemeine Aussagen wie „War gut“. Oder wir bekommen Rückmeldungen zu Aspekten, die für uns gar nicht relevant sind – etwa zum Stil statt zur Struktur oder zum Inhalt statt zur Wirkung. Manchmal gehen die Meinungen sogar so weit auseinander, dass wir nicht wissen, was wir damit anfangen sollen. Wenn uns nicht klar ist, was wir genau wissen wollen und wie wir am besten danach fragen, erscheint uns Feedback einholen komplizierter als es eigentlich ist. Ohne eine klare Strategie zum zielgerichteten Einholen von Feedback, schieben wir es immer wieder vor uns her – und verzichten am Ende ganz darauf.

Innere Unsicherheit

Oder: Forschende trauen sich nicht Feedback einzuholen

Wenn wir mal ganz ehrlich zu uns sind: Der Gedanke, nach einem gehaltenen Vortrag um Feedback zu bitten, lässt uns nicht gerade vor Freude in die Luft springen. Im Gegenteil – innerlich zucken wir zusammen und wenden uns lieber schnell etwas anderem zu. Der Planung des nächsten Experiments zum Beispiel. Warum das so ist? Bei manchen steckt die Angst vor Kritik dahinter – vor allem, wenn der eigene Selbstwert eng mit der erbrachten Leistung verknüpft ist. Selbst sachlich oder wohlwollend formuliertes Feedback kann uns dann verunsichern oder gar entmutigen. Andere möchten nicht um Feedback bitten, weil sie fürchten, dadurch unsicher zu wirken – als würden sie selbst nicht an ihre Kompetenz glauben. Oder weil es wie ein „Fishing for compliments“ wirken könnte? Um keinen Preis möchten wir den Eindruck erwecken, einfach nur nach Anerkennung zu suchen. Was auch immer genau der Grund für die innere Unsicherheit ist, die Folge ist dieselbe: Wir vermeiden es lieber Feedback einzuholen.

Mangelndes Vertrauen

Oder: Forschende haben Zweifel an der Qualität des Feedbacks

Ganz häufig kommt folgende Frage auf: Kann mein Gegenüber überhaupt gutes Feedback geben? Damit meine ich drei verschiedene Dinge: Weiß die Person überhaupt, wie man generell konstruktiv, konkret und hilfreich Rückmeldung gibt? Hat sie überhaupt das Fachwissen, um die Inhalte zu verstehen und die Argumentation bewerten zu können? Und traut sich die Person überhaupt mir ehrliches Feedback zu geben, ob die Argumentation nachvollziehbar war oder die Botschaft klar transportiert wurde? In diesen Fällen, erhalten wir nur allgemeine Aussagen wie „War gut“ oder „Etwas zu schnell“, die uns überhaupt nicht weiter helfen. Oder Anregungen zu Aspekten des Vortrages, die wir absichtlich in einer bestimmten Form präsentiert haben und gar nicht ändern wollen. Oder wir erhalten nur schmeichelndes Lob – vor allem bei hierarchischen Unterschieden. Wenn wir also nicht damit rechnen, dass Rückmeldungen ehrlich, fachlich fundiert und wirklich hilfreich sind, sparen wir uns das Feedback lieber gleich.

Unterschätzter Nutzen

Oder: Forschende halten Feedback für überflüssig

Jeder Vortrag ist einzigartig: Selbst wenn wir über dasselbe Forschungsthema sprechen, ist das Publikum ein anderes, der Rahmen ein anderer – und oft haben sich auch unsere eigenen Gedanken weiterentwickelt. Der nächste Vortrag wird ohnehin anders aussehen. Warum sollten wir uns also die Mühe machen, Feedback einzuholen, wenn genau dieser Vortrag so nie wieder stattfinden wird? Viele sehen Präsentationen in erster Linie als Mittel zur Wissensvermittlung. Wenn die Inhalte korrekt und vollständig präsentiert wurden, gilt der Vortrag als gelungen. Dass Feedback helfen könnte, langfristig verständlicher, klarer oder wirkungsvoller zu präsentieren, wird dabei oft übersehen. Der tatsächliche Mehrwert – die Möglichkeit, den eigenen Stil weiterzuentwickeln – wird somit leider unterschätzt.

Die Wahrheit über das Einholen von Feedback zum Vortrag!

Überall ist die Rede von Feedback-Kultur – vor allem im beruflichen Kontext, wenn es um Karriereentwicklung geht. Immer wieder wird betont, wie wichtig es ist, Feedback zu geben oder aktiv einzuholen. Besonders dann, wenn man noch am Anfang steht und viel Entwicklungsspielraum hat.

Aber Hand aufs Herz: Wann wurde uns Wissenschaftler/innen jemals vermittelt, wie wichtig Feedback zu unseren Vorträgen wirklich ist? Dass es mehr sein kann als ein paar nette Worte oder eine kritische Rückfrage aus dem Publikum? In der Forschung geht es um harte Fakten, um Daten, um belastbare Ergebnisse. Da scheint es fast absurd, sich ernsthaft Gedanken darüber zu machen, wie eine Präsentation „ankommt“.

Und genau da liegt das Problem. Wir setzen den Fokus auf unsere Inhalte – nicht darauf, wie wir sie vermitteln. Wir investieren viel Zeit in unsere Forschung, aber selten in unsere Präsentationsfähigkeit. Dabei sollte es bei einem Vortrag nicht nur darum gehen, Daten korrekt darzustellen, sondern die Kernbotschaft so zu vermitteln, dass sie verstanden wird – und im Gedächtnis bleibt. Es reicht eben nicht nur, gute Forschung zu machen. Entscheidend ist, ob wir es schaffen, ihre Relevanz zu vermitteln.

Feedback ist kein nettes Extra – es ist essenziell, um als Wissenschaftler/in sichtbar zu werden.

Klar, der nächste Vortrag wird neue Daten enthalten. Aber es geht nicht um diesen einen Vortrag. Es geht darum, sich als Vortragende/r weiterzuentwickeln – klarer, verständlicher, überzeugender zu kommunizieren.

Man kann sich noch so sehr bemühen, die eigene Präsentation kritisch zu reflektieren – manche Dinge sieht man einfach nicht allein. Dafür braucht es Rückmeldungen. Ehrliche, konstruktive und gezielte Rückmeldungen. Nur so lernen wir mit jedem Vortrag dazu und kommunizieren Schritt für Schritt wirkungsvoller.

Und ja, Feedback kann unbequem sein. Aber es ist auch das einzige echte Werkzeug, das uns zeigt, was wirklich funktioniert – und was nicht.

Du willst Feedback einholen? So gehst du es an!

Richte deinen Fokus vor allem auf zwei Dinge: WAS kann verbessert werden? Und dann: WIE kann es gezielt verbessert werden? Hier ist eine praktische Anleitung, die dir hilft, nach deinem nächsten Vortrag gezielt Feedback zu sammeln und auszuwerten – damit du deine Präsentationsfähigkeiten Schritt für Schritt verbessern kannst.

WAS kannst du an deinem Vortrag verbessern?

  • Reflektiere erst einmal selbst: Bevor du andere um Feedback bittest, nimm dir etwas Zeit zum Nachdenken. Was lief deiner Meinung nach gut? Wo gab es vielleicht Unsicherheiten oder Stolpersteine? Was wolltest du mit dem Vortrag erreichen, und glaubst du, das Ziel erreicht zu haben?
  • Wähle gezielt Feedbackgeber aus: Überlege dir, wer im Publikum fachlich versiert ist, wer dir ehrliches Feedback geben kann und wessen Meinung du schätzt. Das können Kollegen, Mentoren, Vorgesetzte, Mitarbeiter oder sogar Studierende sein.
  • Bereite konkrete Fragen vor: Statt einer allgemeinen Frage wie „Wie fandet ihr den Vortrag?“, bereite spezifische Fragen vor für genau das, was dir wichtig ist. Es können auch verschiedene Fragen je nach Feedbackgeber sein. Bereite nicht nur Fragen zum „WAS“ vor sondern auch zum „WIE“. Beispiele:
    • „War die Argumentation an Punkt X nachvollziehbar?“
    • „Welche Folie hat die Kernaussage am besten unterstützt?“
    • „Gab es einen Teil, der für dich besonders neu oder überraschend war?“
    • „Was war die wichtigste Erkenntnis, die du aus dem Vortrag mitgenommen habt?“
    • „Wie hättest du dir die Erklärung an dieser Stelle gewünscht?“
    • „Welche Visualisierung hätte dir geholfen?“
  • Nutze verschiedene Feedback-Kanäle: Nicht jeder traut sich, offen Feedback zu geben. Biete verschiedene Möglichkeiten an, z.B. persönliche Gespräche, kurze Feedbackbögen oder eine Online-Umfrage (z.B. über Mentimeter oder Google Forms).
  • Sei offen und zugänglich: Sprich dir selbst gut zu und erinnere dich daran, dass Kritik nicht persönlich gemeint ist, sondern eine einmalige Chance für dich darstellt. So vermittelst du automatisch den Eindruck, dass du ehrliches Feedback schätzt – auch wenn es kritisch ist. Das macht es auch deinem Gegenüber leichter, dir Rückmeldung zu geben. Bedenke, dass es für andere nicht viel leichter ist, ehrliches Feedback zu geben als für dich es zu erhalten.
  • Stelle deine Fragen: Leite das Gespräch mit deinen vorbereiteten Fragen ein. Höre aktiv zu und notiere dir die Antworten. Frage bei Unklarheiten nach. Denke auch an den zweiten Teil der Feedbackauswertung, bei der du dir Strategien zur Verbesserung überlegst. Wenn du schon Ideen von deinen Feedbackgebern einsammelst, macht es dir die spätere Bewertung und Priorisierung des Feedbacks leichter.
  • Vermeide Rechtfertigungen: Nimm das Feedback erst einmal an, ohne dich sofort zu verteidigen oder zu erklären. Das ist nicht ganz einfach, aber einer der wichtigsten Aspekte beim Einholen von Feedback. Du kannst später darüber nachdenken und entscheiden, was du umsetzen möchtest. Und dein Gegenüber sammelt gleichzeitig auch positive Erfahrungen beim Feedbackgeben. Eine Win-Win-Situation.

WIE kannst du deinen nächsten Vortrag verbessern?

  • Sammle und analysiere das Feedback: Schau dir alle Rückmeldungen an und suche nach Mustern. Was wurde positiv hervorgehoben? Wo gab es Kritikpunkte oder Verbesserungsvorschläge?
  • Priorisiere die wichtigsten Punkte: Konzentriere dich auf die Aspekte, die am häufigsten genannt wurden oder die für dich persönlich am relevantesten sind. Vergleiche dazu deine Notizen aus der Selbstreflexion, damit du leichter den Fokus setzen kannst.
  • Entwickle konkrete Maßnahmen: Überlege dir, welche Aspekte deines nächsten Vortrages du verbessern möchtest. Nimm dir nicht zu viel vor. Ein bis zwei Maßnahmen genügen erst einmal. Das können Änderungen an der Struktur, den Folien, der Sprache oder der Präsentationstechnik sein.
  • Setze um und evaluiere: Implementiere die Änderungen in deinem nächsten Vortrag und beobachte, wie das Publikum reagiert. Hole dir erneut Feedback ein, um zu sehen, ob die Verbesserungen wirksam waren.

Zusätzliche Tipps:

  • Baue eine Feedback-Routine auf: Plane nach jedem Vortrag Zeit für Feedback ein. Das wird mit der Zeit zur Gewohnheit.
  • Suche dir einen Feedback-Buddy: Vereinbare mit einem Kollegen, dass ihr euch gegenseitig Feedback zu euren Vorträgen gebt. Das schafft Vertrauen und Routine.
  • Betrachte Feedback als Geschenk: Auch wenn es manchmal schwerfällt, betrachte Feedback als Chance, dich weiterzuentwickeln und deine Präsentationsfähigkeiten zu verbessern.

Fazit: Feedback als Schlüssel zum Erfolg

Feedback einzuholen ist mehr als nur eine nette Geste – es ist ein entscheidender Schritt, um als Forschende/r wirklich sichtbar und wirkungsvoll zu werden. Es hilft uns, unsere blinden Flecken zu erkennen, unsere Botschaft klarer zu vermitteln und unsere Präsentationsfähigkeiten kontinuierlich zu verbessern.

Das Einholen von Feedback ist mit etwas Übung und der richtigen Strategie eigentlich relativ simpel, wenn du dich auf diese zwei Aspekte konzentrierst:

  1. Verstehe, was verbessert werden kann: Durch gezielte Fragen identifizierst du die Bereiche, in denen dein Vortrag noch optimiert werden kann.
  2. Entwickle gezielt Lösungen: Sammle Ideen, wie du diese Aspekte angehen kannst, und setze maximal zwei konkrete Verbesserungen beim nächsten Vortrag um.

Lass dich nicht von den Hindernissen entmutigen, die uns oft davon abhalten, Feedback einzuholen. Deine innere Einstellung zum Einholen von Feedback ist der aller wichtigste Faktor.

Starte noch heute!

Nimm dir nach deinem nächsten Vortrag bewusst Zeit, um Feedback einzuholen. Betrachte es als Geschenk, das dir hilft, dich weiterzuentwickeln und deine Botschaft in der Welt zu verbreiten. Denn am Ende geht es nicht nur um die Daten, die du präsentierst, sondern auch darum, wie du sie vermittelst – und wie du damit Menschen erreichst.

Wie ist deine Einstellung zu Feedback? Und möchtest du mehr wissen, wie du das meiste aus Feedback rausholst? Im kostenlosen Call finden wir es gemeinsam heraus. Buche dir einfach einen 20-minütigen Termin mit mir – für konkreten Input und wertvolle Impulse.

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